Morgen wird die Corona-App vorgestellt – So funktioniert die App

Gesundheitsminister Spahn will am morgigen Dienstag der Öffentlichkeit die Funktionsweisen zusammen mit den Ministern Seehofer, Lambrecht und Braun präsentieren. Nach Angaben von Regierungssprecher Seibert steht die Anwendung dann auch zum Download bereit. Patientenschützer haben die Erwartungen schon einmal gedämpft. Sie könne ein zusätzlicher Baustein für den Eigenschutz sein. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Corona App / Chip.de

Ziel der App ist es, dass trotz der Lockerung des öffentlichen Lebens die Ausbreitung des Virus nicht wieder stark ansteigt. Mit Hilfe der Bluetooth-Technologie soll die App aufzeichnen, wann und wie lange sich jemand in der Nähe einer anderen Person aufgehalten hat, die ebenfalls die Funktion auf ihrem Smartphone installiert hat. Infiziert sich jemand mit dem Coronavirus, kann die betroffene Person über die App anonym diejenigen informieren, die mindestens 15 Minuten in ihrer Nähe waren und sich dadurch angesteckt haben könnten.

Technisch wird das umgesetzt, indem die Smartphones alle paar Minuten ihre Umgebung scannen und mit den anderen Handys kommunizieren. Die Daten dazu werden lokal gespeichert. Wer positiv auf Covid-19 getestet wird, kann diese Daten freigeben und die Kontaktpersonen werden per Push-Meldung aufgefordert, sich testen zu lassen.

Wie sicher sind die gespeicherten Daten?

Der Bundesdatenschutzbeauftragte, Kelber, lobte die App. „Was vorliegt, macht insgesamt einen soliden Eindruck“, sagte er der „Saarbrücker Zeitung“. Es werden keine persönlichen Daten gespeichert, sondern die Informationen basieren auf pseudonymisierten Identifikationsnummern, die sich in regelmäßigen Abständen ändern. Nach zwei Wochen wird das Kontakttagebuch automatisch aus dem Speicher des Smartphones gelöscht. Einmal am Tag kommuniziert die App mit einem zentralen Server, um die IDs von Geräten abzurufen, deren Besitzer sich als infiziert gemeldet haben.

Auch nach Einschätzung des IT-Dienstleisters TÜV Informationstechnik läuft die App sicher, ohne die Anwender auszuspionieren. Man habe bei der Überprüfung kontrolliert, ob Unbefugte Daten abgreifen könnten: „Anwender müssen keine Angst vor Überwachung haben.“ Die Entwickler von SAP und T-Systems hätten auch sichergestellt, dass niemand über die App Zugriff auf andere Daten bekomme.

Bislang nur begrenzt kompatibel

Bei der weiteren Optimierung der App soll die Funktionsweise über Ländergrenzen hinweg eine große Rolle spielen. Nachbarstaaten wie die Niederlande, die Schweiz und Österreich setzen wie Deutschland auf dezentrale Speicherung der anonymisierten Kontaktdaten auf dem Smartphone selbst. Frankreich hingegen hat sich für eine zentrale Speicherung entschieden. Hier werde es schwierig sein, eine grenzüberschreitende Kompatibilität herzustellen, hieß es aus Regierungskreisen in Berlin.

Tracing und Tracking: Die Unterschiede

Grundsätzlich gibt es zwei Systeme der Warn-Apps: Beim „Tracing“ speichern die Smartphones lokal lediglich Kontakte, aber keine persönlichen Daten oder den Standort. Bei den sogenannten „Tracking“-Apps kommen auch persönliche Daten in Echtzeit auf einen zentralen Server – sie könnten so auch zum Überwachungswerkzeug werden, befürchten Datenschützer. Beide Prinzipien werden weltweit angewendet.

Doch unabhängig welchen Ansatz man wählt: Keine der Apps wird die Infektionsketten durchbrechen, wenn nicht ausreichend viele Menschen sie verwenden. Eine Modell-Studie der Universität Oxford zeigte, dass eine Epidemie aufzuhalten ist, wenn etwa 60 Prozent der Bevölkerung die App nutzen. Doch selbst bei einem geringeren Anteil gehen die Forschenden noch davon aus, dass die Zahl der Infektionen und Todesfälle sinken werden.

(Deutschlandfunk


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