Rund 1000 Strohballen der diesjährigen Ernte und etwa 500 Strohballen aus dem vergangenen Jahr fielen am Abend nahe Sandersleben den Flammen zum Opfer. Die aufgrund der Windstille kerzengerade Rauchsäule war aus bis zu 50 Kilometer Entfernung, in Mansfeld-Südharz und angrenzenenden Kreisen, zu sehen. Und der Brandstifter sah vermutlich aus der Nähe zu…
Eine riesige schwarze, senkrecht nach oben steigende Qualmsäule verbreitete am Abend dieses 23. Juli nach 19 Uhr weithin Schrecken. Das Geheimnis von Rauch, Feuer und Donnern lüftete sich beim Annähern: Vor Sandersleben, aus Richtung Welfesholz kommend rechts, brannte die an einem Feldweg stehende „Rote Scheune“. Und mit ihr ein riesiges Strohdepot von etwa 1500 Ballen, dessen größter Teil, etwa zwei Drittel, aus der diesjährigen Ernte stammte.
Sechs Feuerwehren waren vor Ort im Einsatz: Arnstedt, Sylda und Quenstedt, Wiederstedt und Sandersleben sowie Hettstedt. Zwar waren die Schläuche ausgerollt und angeschlossen, dennoch floss kein Wasser. Es war festgelegt worden, die Scheune mitsamt Inhalt kontrolliert abbrennen zu lassen. Angrenzende Gebäude gab es nicht und der Acker war abgeerntet bzw. wurde gerade gegrubbert.
Woher diese Scheune ihren Namen hat, ließ sich sogar noch nach dem Brand erkennen: von dem wunderschönen, sauber verarbeiteten Mauerwerk aus roten Ziegeln. Bekannt war das Gebäude überdies aufgrund einer bemerkenswerten, raumübergreifenden Dach- bzw. Deckenkonstruktion. Zu dem Gebäude meinte der Chef der Agrargenossenschaft Wiederstedt, Harald Sondermann, mit Wehmut in der Stimme: „Die hat den Zweiten Weltkrieg überstanden und die DDR, und jetzt muss sie dran glauben, weil wahrscheinlich so ein …Spaß dran hat, Werte zu vernichten.“
Der Verdacht, dass Brandstiftung mit im Spiel sein könnte, hielt sich auch unter den Feuerwehrfrauen und –männern hartnäckig. Erst vor einer Woche, in der Nacht vom Donnerstag zum Freitag gegen halb zwei waren die Feuerwehrleute alarmiert und nach Sandersleben-Roda gerufen worden. Dort brannte lichterloh ein ehemaliger Rinderstall, in dem Strohballen eingelagert gewesen waren. Bis zum nächsten Tag 14 Uhr waren die Feuerwehrleute im Einsatz gewesen. „Und erst heute, am Donnerstagmittag, sind wir in Roda mit dem Aufräumen fertig geworden“, sagte Harald Sondermann. „Der Schutt ist weggeräumt worden und die Feuerwehr hat noch mal alles abgelöscht. Und jetzt stehen wir vor der nächsten brennenden Scheune!“
Geschäftsführer Sondermann vermutet einen Zusammenhang zwischen den beiden Bränden. Er schüttelte den Kopf, als wollte er den entsprechenden Gedanken vertreiben, als er sagte: „Der Brandstifter sitzt vielleicht nur ein paar Meter von uns entfernt im Mais und lacht sich kaputt.“ Sein Gesprächspartner fragte ihn daraufhin, ob die Feuerwehren keine Drohnen mit Wärmebildkamera hätten, die könnten das gesamte Maisfeld nach Lebewesen abtasten. Doch was wäre, wenn man den Brandstifter entdecken und stellen würde. Den Gedanken wollte an diesem Abend niemand weiterdenken.
Red/Jochen Miche (msh-online.de)
Foto: Conny Kiesewalter via Facebook